Erfolgreiche MGP-Tagung 2016 zu digitalen Medien in Schule und Unterricht

Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte der Leiter der bischöflichen Schulabteilung, Dr. William Middendorf, zu den diesjährigen Münsterschen Gesprächen zur Pädagogik (MGP) in der Akademie Franz Hitze Haus begrüßen.

Das Thema ist hoch aktuell: "Pädagogischer Mehrwert? Digitale Medien in Schule und Unterricht". Die zunehmende Digitalisierung in Gesellschaft und Wirtschaft mache auch vor der Schule nicht Halt. Daher gelte es, so Middendorf, im Rahmen einer umfassenden schulischen Medienbildung die Chancen zu nutzen, sich aber auch mit den Herausforderungen und Risiken auseinanderzusetzen.

Vier wissenschaftliche Hauptreferate und acht schulpraktische Workshops boten vielfältige Gelegenheiten, sich mit den medienpädagogischen und mediendidaktischen Chancen und Herausforderungen auseinanderzusetzen:

So setze sich Prof. Bardo Herzig von der Medienuniversität Paderborn u.a. mit den Rahmenbedingungen digitaler Medien in Verbindung auseinander und zeigte auf, wie sich dabei soziale Praktiken und Kommunikationsformen verändern und zu neuen Formen der "Identitätskonstruktion" über soziale Netzwerke führe. Unerlässlich im Sinne eines mündigen Umgangs mit Medien sei es, so Herzig, jungen Menschen Einsicht in die Nutzung persönlicher Daten durch Suchmaschinen und soziale Netzwerke zu vermitteln. Eine solche Grundbildung dürfe nicht nur die Benutzeroberfläche, die "Usualibility", fokussieren, sondern müsse auch in Grundzügen Einsicht in die (nicht sichtbare) Technik dahinter vermitteln.

Zugleich müssten die besonderen Chancen gesehen werden. Herzig nannte als Beispiel die "digitalen Anreicherungsmöglichkeiten" gegenüber analogen Medien. An einem praktischen Beispiel zeigte der Referent, wie durch eine Lernapp zweidimensionale Bilder aus einem Schulbuch für Biologie mit dreidimensionalen Animationen verknüpft werden und so dem Schüler erweiterte Einsichten in die Anatomie erschließen.

Am Schluss unterstrich Prof. Herzig die Notwendigkeit, eine umfassende Medienbildung als didaktische Querschnittsaufgabe systematisch in den Lehrplänen und im Unterricht der Fächer zu verankern.

Prof. Andreas Büsch von der katholischen Hochschule Mainz referierte anhand empirischer Studien zum Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen und Lehrkräften und plädierte angesichts der Chancen aber auch der teilweise sehr unkritischen Mediennutzung für eine kritisch-optimistische Haltung sowie für ein verstärktes, auch die didaktischen Chancen nutzendes Engagement der Schulen.

Prof. Michael Kerres, Inhaber des Lehrstuhls für Mediendidaktik an der Universität Duisburg-Essen, ging insbesondere auf die Möglichkeiten digitaler Medien zur Anreicherung des Unterrichts ein. Unter Hinweis auf zwei Modellprojekte mit digitalen Schulbüchern für die Fächer Geschichte und Biologie erläuterte er die Möglichkeiten, mit textlichen Informationen verlinkte Mediendateien für Veranschaulichungen, Vertiefungen oder Hintergrundinformationen zu nutzen. Allerdings wies er auch darauf hin, dass die Erstellung multimedialer Unterrichtswerke erheblich kostspieliger sei und daher für die Schulbuchverlage nicht ohne wirtschaftliche Risiken sei.

Und Wolfgang Vaupel, Geschäftsführer der im Auftrag des Schulministeriums tätigen Medienberatung NRW, hob die Priorität hervor, die die Landesregierung dem Lernen mit digitalen Medien im Rahmen des Projekts NRW 4.0 beimesse. Er erläuterte die Konzeption des Medienpasses NRW, der besonders die anzustrebenden mediendidaktischen Kompetenzen mit den in den Lehrplänen der einzelnen Fächer ausgewiesenen Kompetenzen verknüpfe. Medienbildung stelle er als eine in allen Unterrichtsfächern zu verankernde und wahrzunehmende Aufgabe dar, die künftig eine noch höhere Verbindlichkeit in den Schulen erhalten werde. Vaupel bekannte sich klar zur Intensivierung des Lernens mit digitalen Medien, ohne die medienerzieherischen Aufgaben etwa hinsichtlich des Umgangs mit personenbezogenen Daten zu verkennen.

Für die acht Workshops waren drei Orientierungen leitend: Digitale Medien können erstens den Prozess der Schulentwicklung insgesamt sowie zweitens den der Unterrichtsentwicklung im Besonderen befördern. Zudem dürfen drittens die medienpädagogischen Herausforderungen nicht außer Acht gelassen werden.

Über schulische Erfahrungen mit dem Einsatz privater mobiler Endgeräte der Schüler im Unterricht (Bring your own device) referierte Richard Heinen von der Universität Duisburg-Essen. Die Lernplattform www.schulbistum.de des Bistums Münster stellte Philipp Klein vom Overberg-Kolleg in Münster vor.

Julia Bernabéu, Nadine Frommann und Katja Krull von der Neuen Schule Wolfsburg stellten drei Praxisbeispiele für pädagogische Netzwerke vor, die als Plattform für kontinuierliche Unterrichtsentwicklung dienen.

Wie der Unterricht in einem "flipped classroom", auch "inverted classroom" genannt, gestaltet werden kann, zeigten Stefan Burghardt und Dr. Mustafa Dogan vom Franz-Stock-Gymnasium in Arnsberg. Bei diesem Ansatz werden die üblichen Lernaktivitäten innerhalb und außerhalb des Klassenraums "umgedreht”. Die üblicherweise im Klassenraum lokalisierte Aneignungsphase findet dann – unterstützt durch digitale Medien wie etwa Lernvideos – zuhause statt, während die Übungs- und Vertiefungsphase als gemeinsame Präsensphase gestaltet wird.

Wie Schülerfeedback mit Smartphones organisiert werden kann, demonstrierten Dr. Benedikt Wisniewski und Markus Engl von der Staatlichen Schulberatung in Regensburg.

Medienbildung ist eine Querschnittsaufgabe, an der der Unterricht in allen Fächern mitwirken muss. Eine konzeptionelle Grundlage hierfür stellte Jan-Christoph Blodau vom Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe den Medienpass NRW vor.

Dass die Nutzung digitaler Medien nicht nur Gutes stiftet, zeigen nicht nur öffentliche Shitstorms und Hasstiraden im Internet, sondern auch etliche Fälle von Cyber-Mobbing in den sozialen Netzwerken. Nach der aktuellen JIM-Studie spielt über die Hälfte der Jugendlichen besonders gewalttätige Computerspiele und rund 25% der Jugendlichen haben schon mit Sexting zu tun gehabt, also dem oftmals missbräuchlichen Versenden erotischer Text- oder Bildnachrichten. Der schulischen Medienbildung stellt sich hier eine enorme pädagogische Herausforderung für ein soziales Lernen; ein soziales Lernen, bei dem auch Schülerinnen und Schüler edukative Aufgaben übernehmen können. Wie dies geschehen kann, zeigt das Projekt "Netzwerkscouts: Peer-Education im Rahmen des Curriculums "Soziales Lernen" am Fürstenberg-Gymnasium in Recke. Barbara Buchalle und Marita Niggemann-Werth stellten das Projekt in ihrem Workshop vor Erzieherische Aufgaben im Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien haben nicht nur die Schulen, sondern auch die Eltern. Wie Informationsveranstaltungen für Eltern von Schülerinnen und Schülern geplant, organisiert und auch finanziert werden können, zeigt die Initiative Eltern und Medien der Landesanstalt für Medien NRW. Einzelheiten dieses Angebots stellte Johannes Wentzel, Referent der Landesanstalt, vor.

Die Münsterschen Gespräche zur Pädagogik werden alljährlich von der bischöflichen Schulabteilung in Münster in Kooperation mit der Akademie Franz Hitze Haus, der Landeskompetenzzentrum für individuelle Förderung an der Universität Münster, der Wissenschaftlichen Arbeitsstelle Evangelische Schule und dem von den fünf NRW-Bistümern getragenen Institut für Lehrerfortbildung (Essen) durchgeführt.         

 

 

 

 

 

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